Cultural Hacking WS 2011/12

Studentische Projekte @ Universität Köln

Die folgenden 3 Projekte entstanden im WS 2010/11  im Rahmen des Seminars “Cultural Hacking” am Institut für Kunst und Kunsttheorie an der Universität Köln unter der Leitung von Prof. Torsten Meyer, Johannes M. Hedinger und der Mitarbeit von  Daniel Berg und Konstanze Schütze.

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Gruppe 1: Half Beatz

Steffi Henk, Eike Paulsen, Raphaela Ackers, Daniel Berg

Idee

Hierbei handelt es sich um eine erfundene Musik(richtung), die wir mit Hilfe der Musiksoftware Reason entwickelt haben. Wie der Name bereits vermuten lässt, geht es um „halbe“ Beats, genau genommen um einen 4/4-Takt, bei dem das letzte Viertel aus einer Pause besteht. Die an Drum’n’Bass angelehnte Musikrichtung stellt das Herzstück unseres Cultural Hacks dar. Wir haben am 07.01.11 im Römerpark in Köln zusammen mit Freunden eine Party organisiert, welche unter dem Motto „Half Beatz trifft Drum’n’Bass“ veranstaltet wurde. Die selbstproduzierten Musikstücke wurde auf der Party von den DJ`s aufgelegt.Um die Musik bekannt zu machen und für die Party zu werben, haben wir u.a. einen Wikipediaeintrag und einen Blog über „Half Beatz“ erstellt, eine StudiVZ- sowie eine Facebook-Gruppe gegründet, Videos bei Youtube hochgeladen, die Party auf Prinz.de eingetragen, Flyer verteilt und Poster in Köln aufgehängt.

[vimeo http://vimeo.com/19975850]

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Gruppe 2: “Andere Grüße aus Köln”

Jochen Stueckrath, Philipp Stolterfoht

Projektbeschreibung

Ausgangslage: „Postkartenrealität“
Die vermeintliche Stadt, die uns in den gewohnten Grußpostkarten präsentiert wird, besteht aus ordentlich gefegten Plätzen, geschichtsträchtigen Bauwerken, idyllischen und urigen Gässchen, bei gutem Wetter und in satten Farben. Fokussiert und thematisiert wird ausschließlich „das Schöne“.
Außerdem lässt sich eine Tendenz zur Nostalgie beobachten, die sich auch auf die Aktualität der Motive auswirkt. Es wird versucht eine „zeitlose Schönheit“ zu konstruieren, die sich schon seit Jahrzehnten so wenig verändert hat, dass die Postkarten nur durch Unterschiede im Druck oder der Motive im Hintergrund den einzelnen Dekaden zu zuordnen sind (Fahrzeugmodelle, Kleidung und Mode von Passanten, etc.). Mit der urbanen Wirklichkeit Kölns hat das nichts zutun.
Dies liegt in der kulturellen Rolle der Postkarte begründet, die weniger in der Darstellung von Wirklichkeit, als viel mehr in der Produktion und Reproduktion von Klischees besteht. Den Produzenten und Nutzern von herkömmlichen Postkarten, geht es um ein universell gültiges Bild bzw. eine Idee von Köln, die verschickt und ohne großes Hintergrundwissen von Ortsfremden verstanden werden kann.
Idee

Der Hack „installiert einen „Virus“, eine Störung […] im System, die die Codestrukturen dieses Systems sichtbar macht und in mimetischer Weise fortführt“ (Meyer 2010, S. 434), dazu werden Stil und Design bereits bestehender Postkarten kopiert und die Motive durch Bilder ersetzt, die eine andere Realität Kölns zeigen.
Absicht des Hacks ist es damit, Sehgewohnheiten bzw. Sehungewohnheiten bewusst zu machen und unreflektiert reproduzierte Gefühle, wie sie beispielsweise in Kitsch und Lokalpatriotismus ihren Ausdruck finden, auf ironische Weise zu entlarven.
Umsetzung und Methoden
Der erste Schritt der Umsetzung besteht darin, sich die Codes herkömmlicher Postkarten bewusst zu machen, hierzu gehören u.a. die Rolle der Postkarte als Medium, das Design, Beschaffenheit des Materials, Komposition und Wahl der Motive, Verkaufsorte und –umstände, Zielgruppe, etc.
Durch den praktischen Umgang (Bildbearbeitung, Layout) mit dem Medium und seinen Codes, im zweiten Schritt, werden Recodierungsspielräume begreifbar und nutzbar. So können diese Codes in einem mimetischen Sinne verwendet werden, um sich in Form eines „als ob“ bzw. „so wie“ glaubwürdig der Zielgruppe der gewöhnlichen Postkarte zu nähern.
Um den Sehgewohnheiten der Rezipienten entgegen zukommen und eine höchst mögliche Verständlichkeit und Massentauglichkeit bei der Auswahl der Motive zu erreichen, haben wir uns bewusst für die Wahl von Bildmaterial aus dem Internet entschieden.    Da    diese    Bilder    bereits    durch    Suchmaschinen    und Veröffentlichungen im Internet, von einer breiten Masse von Rezipienten ausgewählt, vorsortiert und mit Begriffen verknüpft sind, lässt sich eine größere Kontrolle über die Bildaussage erreichen. Zugleich unterstützt dies den allgemein plakativ gehaltenen Stil einer herkömmlichen Grußpostkarte.
Der dritte Schritt des Projektverlaufs, besteht im Verteilen der so entstandenen Postkarten in den Verkaufsständern der touristischen Geschenkartikelläden in der Kölner Innenstadt. Die Zielgruppe, die sich so definiert, umfasst demnach in erster Linie Touristen und deren Angehörige.
Botschaft

Das Ziel dieses Hacks ist weder in einer Kritik, noch in einer Liebeserklärung an die Stadt zu finden. Es soll vielmehr die Kommunikation über Köln als eine Kommunikation über eine Idee bzw. eine mögliche Realität von Köln entlarvt und diese gleichzeitig durch das Anbieten von Alternativen bereichert werden. So wird die emotionale Bandbreite von Urlaubsgrüßen aus unserer „schönen“ Stadt erweitert.

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